Aphorismen sind der leichtverdauliche Extrakt komplexer Ideen.

Einsen und Nullen bestimmen den Alltag des digitalen Zeitalters. In der analogen Welt nehmen indes die Nullen überhand.

Neue Wahrheiten entstehen durch Addition:
Voraussetzung + Behauptung + Beweis = Neue Wahrheit
In unserer Zeit entstehen sie aber zunehmend durch Multiplikation:
Behauptung * Zahl der Gläubigen = Neue Wahrheit
Das Produkt einer Multiplikation mit Null bleibt aber immer Null, und sei der Multiplikator noch so groß.

Politiker trauen den Wissenschaftlern nicht; sie gehen davon aus, dass empirisch gewonnene Fakten ebenso manipulierbar sind wie Umfrageergebnisse, Statistiken oder Trends.

Würde ist ein Gefühlszustand, der nur im Umgang mit anderen Menschen entstehen kann, sowohl im positiven (würdevoll) wie auch im negativen Sinn (würdelos). – Würde ist also die Reflexion der von der Gemeinschaft erwiesenen Achtung.

Es gibt Menschen, die bereiten sich ein ausgiebiges, erquickendes Bad. Und es gibt andere, die in der gleichen Menge Wasser nicht einmal planschen können, denn sie haben das Becken zu groß gebaut.

Das Hoffen auf die fetten Jahre endet oft mit der Überraschung, dass sie schon da waren, und nun die Mageren beginnen.

Ich unterscheide nicht zwischen linken und rechten, guten und bösen Argumenten, sondern nur zwischen sachlichen und unsachlichen. Wer sachlich argumentiert, will sich stets der Wahrheit nähern. Nur wer die Wahrheit leugnen oder ignorieren will, muss sich ins Unsachliche begeben.

Wer anderen empfiehlt, über den Tellerrand hinauszuschauen, sollte sich vorher mit dem Teller beschäftigt haben.

Jemand kann auch aus falschen Motiven den richtigen Weg beschreiten, aber nur, um ihn an der nächsten Gabelung wieder zu verlassen.

Alle großen Ideen, die davon ausgehen, dass der Mensch ein Anderer wird, funktionieren nur in kleinen Gemeinschaften, niemals aber in einer Gesellschaft, die von Menschen dominiert wird, welche es mit dem Anderswerden nicht so eilig haben.

Wie kommt es, dass der Ruf nach Sonne
dem Ruf nach Sonnenschutz bald weicht?

Um das Bessere tun zu können, muss ich die Möglichkeit haben, mich vom Schlechteren zu lösen.

Frag keinen nach dem Weg, der ihn kennt, sonst kannst du dich nicht verlaufen.

Das Leben kann schon, wenn es will. Es müsste nur öfter wollen.

Vor der Geschichte wird die Demokratie nur dann als die überlegene Herrschaftsform bestehen, wenn es gelingt, aus den Herrschenden aufgeklärte Bürger zu machen.

Alter Wein in neuen Schläuchen – was ist schlecht daran? Die neuen Schläuche können nur gewinnen, wenn man sie damit befüllt. Nur schlechter Wein wird nach dem Umfüllen sauer.

Ich will keinen Arbeitsplatz. Ich will arbeiten!

Rechter Altruismus will dem Schwachen helfen, mit seiner Lebenssituation klarzukommen. Linker Altruismus will dem Schwachen helfen, stark zu werden.

Sozialkritik bedeutet auch: das Meckern kritisieren.

“Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn”
Vielleicht wäre ja ein Mensch – nicht nach seinem Bilde – besser für die Welt gewesen. Aber danach fragte Gott nicht; die Antwort stand schon fest: etwas Besseres als mich kann es nicht geben. Und so ging auch diese Denkweise auf den Menschen über.

Es bringt nichts, erst die Lösung des Großen Ganzen abzuwarten. Das ist ein Jahrhunderte dauernder Prozess – nein, es ist ein nie endender Prozess, denn das Große Ganze ist ständig in Bewegung, jede Generation definiert es für sich neu.

Wir können die Dummheit nicht besiegen, aber wir können die Vernunft stärken.

Tanz auf dem Vulkan ist die spaßigste Form der Resignation.

„Zweifellos war die Kenntnis der großen Ideen der Menschheit noch nie so weit auf der Welt verbreitet wie heute. Noch nie war aber auch ihre Wirkung so gering.“ So schrieb Erich Fromm 1967.
Heute haben wir diese Diskrepanz überwunden: Die Kenntnis der großen Ideen ist jetzt genau so schwach wie ihre Wirkung.

Die Tragik derer, die ihrer Zeit voraus sind, liegt darin, dass sie oft glauben, die Zeit sei ihnen voraus.

Das Buch. Ein Bildungs-Geschenk, wofür Enkelchen sich artig bedankt, die 100 € herausnimmt und es dann ins Bücherregal stellt.

Der Demagoge. Er gibt dir das gute Gefühl: deine Ansichten sind richtig, deine Probleme wichtig und die deiner Gegner nichtig.

Der Lobbyist. Er hat das Talent, seine  Wünsche einem Gesprächspartner so zu erklären, dass dieser glaubt, es wären seine eigenen.

Mücken: geschaffen, um uns die Fliegen sympathisch zu machen.

Dumme Menschen stört das Laute nicht. Was sollen sie mit der Stille auch anfangen?

Gib kleinen Leuten das Gefühl, einer großen Sache zu dienen, und es gibt kein Verbrechen, das zu verüben sie nicht bereit wären.

Jeder Philosophierende ist sich selbst der größte Philosoph, in einer Reihe mit jenen, die seiner Philosophie nahe kommen.

Im Mist zwischen Stroh und Scheiße zu unterscheiden, lohnt sich nicht. (frei nach B. Brecht)